Eigentlich sollte der Polestar Precept in diesem Frühjahr auf dem Genfer Autosalon offiziell vorgestellt werden. Dann kam Corona und hat 48 Stunden vor der Eröffnung zur Absage des Autosalons geführt. Nun hat man die Vorstellung des seriennahen Elektroautos Polestar Precept auf der Beijing Auto Show nachgeholt. Dabei möchte die Elektroauto Tochter von Volvo nicht nur mit Designaspekten punkten, sondern auch mit einem nachhaltigen Fahrzeugkonzept.
Premiumanspruch und Nachhaltigkeit
Mit dem Polestar Precept will man auf der einen Seite Premiumkunden ansprechen, also Käufer eines Tesla Model S oder Porsche Taycan. Auf der anderen Seite soll der Polestar Precept eindeutig einem nachhaltigen Konzept folgen, also von der CO2 neutralen Fertigung bis hin zu vollständig recyclebaren Materialien im Innen- wie im Außenraum gefertigt werden. Dabei steht neben dem Einsatz von Naturfaserverbundwerkstoffen auch eine aus 100 % recycelten PET-Material gefertigter Stoff sowie Kork als PVC Ersatz im Innenraum im Vordergrund. Dabei wird ein aus der Mode- und Sportschuhindustrie bereits bekannter Stoff eingesetzt, der durch hochwertige Optik und Haptik überzeugt und dank passgenauer Fertigung keine Abfälle in der Produktion verursacht.
Extravaganter Grand Tourer
Polestar verfolgt neben der Vision, dass nachhaltige Materialien auch durchaus neue Design-Horizonte öffnen können, natürlich den Anspruch den Begriff Premium neu zu definieren. Das soll durch eine extravagante Designsprache Außen wie Innen beim Polestar Precept verdeutlicht werden. Und es soll ein Fahrzeug dem Markt angeboten werden, dass als viersitziger Grand Tourer durchaus alltagstaugliche Aspekte bedienen kann. Hinzu kommt, dass die nachhaltigen und recycelten Materialien im Polestar Precept bereits heute produziert werden und somit das Fahrzeug zwar im momentanen Stand eine Konzept darstellt, aber mit seinem Ansatz komplett in der Realität steht. Klar das Design ist futuristisch aber eine Vision darf so sein, denn der Polestar Precept ist absichtlich kein Quantensprung sondern ein in naher Zukunft realisierbares Fahrzeugkonzept. Damit mischt das Elektroauto existierende Technologie zu einer neuen Einheit, bei dem man sich zwar an zukünftigen Bedürfnissen orientiert, aber nicht an Visionen eines Übermorgen. Deshalb bezeichnet Polestar den Precept auch nicht als Konzeptauto sondern als eine Absichtserklärung.
Serienproduktion ab 2023
Im Rahmen der Beijing Auto Show hat Polestar angekündigt, dass der Polestar Precept ab 2023 dann in Serienproduktion gehen soll. Ob zu diesem Zeitpunkt aus dem Polestar Precept dann der Namensgebung folgend ein Polestar 4 wird, hat man dabei offen gelassen. Was auf jeden Fall schon heute klar ist, der Polestar Precept wird in China gefertigt und man sieht bei Polestar auch China als seinen Hauptmarkt für den Polestar Precept an. Dabei ist die Produktentwicklung des Serienfahrzeugs wohl bereits im vollen Gange und Polestar hat in Beijing zudem angekündigt, dass für den Precept eine komplett neue Produktionsstätte in China gebaut wird. Diese wird laut Aussagen des Herstellers komplett klimaneutral und eine der intelligentesten und vernetztesten Automobilproduktionen der Welt werden. Ob die neue Produktionsstätte ebenfalls in Luqiao in der Zhejiang Provinz entstehen wird, wo gerade bereits der Polestar 2 gebaut wird, wurde bisher nicht bekannt gegeben. Das dortige und zum Mutterkonzern Geely gehöhrende Fabrikgelände würde sich auf jeden Fall dazu anbieten. Unter anderem werden dort auch andere Fahrzeuge der Volvo Group für den chinesischen Markt produziert. Allerdings steht die neue Fabrik für den Polestar 1 gerade in Chengdu in der Sichuan Provinz kurz vor der Fertigstellung, es könnte also auch ganz anders kommen.
Im Polestar Precept spricht Google
Im Polestar Precept kommt wie bereits beim Polestar 2 das mobile Betriebssystem Android von Google zum Einsatz. Allerdings wurde das Infotainmentsystem, das in enger Zusammenarbeit mit Google weiterentwickelt wurde, um eine Eye-Tracking-Technologie erweitert. So sollen die Bildschirme auch mit Blicken gesteuert werden können. Im Mittelpunkt steht dem Polestar Precept ein zentraler 15-Zoll-Touchscreen für das Infotainment zur Verfügung. Ergänzt wird das Ganze durch ein 9-Zoll-Fahrerdisplay, dass für die Anzeige sämtlicher Fahrfunktionen verantwortlich zeichnet. Autonom lässt sich der Polestar Precept Stand heute im Level 3 bewegen und besitzt dazu ein so genanntes Lidar-Pod (Light detection and ranging system) auf dem Dach. Damit werden die Assistenzsysteme mit präzisen Daten zur Umgebung versorgt und es sind die Hardware Voraussetzungen bereits geschaffen, damit sich das Elektroauto zukünftig auch autonom im Level 4 bewegen kann.
Mindestens 100kWh Akku
Was während der Beijing Auto Show schon über Insider durchgesickert ist, ist dass der Polestar Precept in der Basisversion mit einem mindestens 100kWh großen Akku ausgestattet sein wird und das es was Akkukapazität angeht weitere Stufen geben wird. Gerechnet auf den Produktionsstart in 2023 erscheinen diese Aussage realistisch, denn bis dorthin werden 100kWh Akkus mit Sicherheit auch der Standard in der Oberklasse sein. Da der Polestar Precept im Standard mit Vierradantrieb kommen wird, gehen wir von realistischen Reichweiten von maximal 580 Kilometer aus. Zu den weiteren Leistungsdaten schweigt sich Polestar für den Moment noch aus, dabei sind für den Precept durchaus zwei Szenarien vorstellbar:
- Variante 1: Leistungsdaten orientieren sich am Polestar 3 – darauf würde schließen lassen, dass man den Polestar Precept in einer Preis- und Leistungsklasse mit dem Tesla Model S anbieten möchte.
- Variante 2: Leistungsdaten orientieren sich am Polestar 1 – das würde wiederum darauf schließen lassen, dass man sich eher am Porsche Taycan bei Polestar ausrichten möchte.
Wie heiß wird der Preis?
Wie in den beiden Szenarien vorher beschrieben lässt sich sobald Polestar das Leistungssetup für den Precept verrät ablesen, wo man preislich mit dem Elektroauto hin möchte. In der Variante 1 ist anzunehmen, dass die Preise eher bei ca. 80-90.000 Euro starten werden. Hingegen in der Variante 2 als Konkurrent zum Porsche Taycan wird man sich dann wohl deutlich im sechsstelligen Bereich bewegen. Dies ist vielleicht auch der Grund warum sich Polestar genau in dieser Frage noch nicht in die Karten schauen lässt. Man wartet sozusagen die Marktentwicklung der nächsten 18-24 Monate ab, bevor man sich hier genauer positioniert. Das Elektroauto in dem einen oder anderen Setup dann auszuliefern oder sogar beide Varianten später anzubieten, sollte mit der bei Polestar ja angedachten und teilweise schon praktizierten intelligenten Fertigung überhaupt kein Problem sein. Der Polestar Precept spricht auf jeden Fall an und das Design wie auch das nachhaltige Konzept haben zumindestens uns hier bei China Auto News überzeugt. Ob uns der Preis dann auch überzeugen kann, bleibt allerdings abzuwarten.
Über Polestar
Polestar ist ein im Jahr 2017 gegründetes reines Elektroauto Joint Venture zwischen Volvo und der Geely Group. Da wiederum Volvo seit 2010 zu 100% sich im Besitz der Geely Group befindet, ist aus dem Firmenkonstrukt davon auszugehen, dass Geely Gründer Li Shufu für Polestar vom Start eine westliche Markenkonstruktion mit Ausrichtung auf den chinesischen Markt angestrebt hat. Er hat deswegen Design und Entwicklung der Elektroautos in Schweden angesiedelt und die Produktion von vorneherein in China. Das Joint Venture hat dann auch seinen Hauptsitz in Göteborg in Schweden und mit Thomas Ingenlath einen schwedischen CEO. Ursprung des Namens Polestar war bei Volvo übrigens der Rennsportbereich. Dort hatte man im Jahr 2015 den gleichnamigen Rennstall übernommen und unter der Ergänzung Polestar bei Volvo einen Tourenwagen sowie Serienfahrzeuge mit Rennsportkomponenten für Kunden angeboten.
Impressionen des Polestar Precept
In unserem Youtube Video haben wir für euch einige bewegte Impressionen des Konzeptauto von Polestar zusammengestellt.